Der Tod im Säuglingsalter war bereits im Altertum ein Thema: in "Salomos" Urteil (Bibel, 1. Könige 3) verstarb in der Nacht ein Säugling. Die Mutter tauschte den toten Säugling gegen den lebenden Säugling ihrer Bettnachbarin. So kam es zwischen den Müttern zum Streit über den lebenden Säugling, wobei die eine Mutter der anderen vorwarf, sie habe ihr Kind im Schlaf erdrückt. Das Urteil Salomos ermittelte die richtige Mutter, nicht jedoch die Todesursache des verstorbenen Säuglings. Die biblische Geschichte galt als Vorlage für die Erklärung des Unfassbaren.
Im Jahre 1632 entstand in England der Begriff "overlaid and starved at nurse" (erdrückt und verhungert bei der Kinderpflege). Ein Polizeiarzt aus Dundee konnte in der Zeit zwischen 1882 und 1891 bei insgesamt 258 von ihm selbst obduzierten Kindern nur erdrücken vermuten. Er beschrieb eine Häufung der Fälle bei unteren sozialen Schichten und an Wochenenden in Kombination von alkoholisierten Eltern.
Eine andere "Erklärung" war, dass die Kinder durch eine vergrößerte Thymusdrüse ersticken würden. Am Anfang diesen Jahrhunderts wurden sogar Röntgenbestrahlungen der kindlichen Thymusdrüse durchgeführt - aus präventiven Gründen.
Nachdem in den 50ern und 60ern die häufigste Todesursache durch Infektionen zurückgedrängt werden konnte, trat der plötzliche und unerklärliche Tod eines Kindes wieder in den
Vordergrund. Das "Syndrom" wurde die häufigste Todesursache von Säuglingen.
Die erste internationale Konferenz mit dem Thema
plötzlicher Säuglingstod wurde im Jahr 1963 in Seattle abgehalten. Die Initiative ging von betroffenen Eltern aus, die mehr über die Ursachen erfahren wollten.
1969 wurde die zweite Konferenz abgehalten. Hier lagen dann bereits erste Studien vor und der Begriff des SIDS
(Sudden Infant Death Syndrom) wurde zum ersten mal benutzt. 1979 wurde das SIDS in den ICD Katalog der WHO aufgenommen und somit auch ganz offiziell als eine ernstzunehmende "Krankheit" definiert.
EmmaBblog - 3. Jan, 19:34