Männerphantasien
gefunden in der Ausgabe brand eins 7/2001 unter dem Titel:
"Leben, Arbeiten und Lieben sind fast eins", von Peter Lau
Die Trennung von Wert und Arbeit vollzog sich endgültig im Industriezeitalter. Bis dahin hatte es kaum etwas ohne Anstrengung gegeben, kein Heim und kein Essen, nicht den Schutz des Lehnsherren und auch nicht die Hilfe Gottes. Erst mit der Massenproduktion begann eine neue Leichtigkeit des Seins, die allerdings sehr schnell in eine erschlagende Schwere umschlug. Eines der ersten Opfer dieser Gravitation der Seele war Madame Bovary.
Als Ehefrau eines Landarztes, der sie wirklich liebte, hätte die Heldin aus Gustave Flauberts gleichnamigem Roman alles haben können: zarte Liebkosungen sensibler Arzthände, halb betäubte Stunden zwischen Wildblumen auf sonnenüberfluteten Sommerwiesen, das sanfte Knistern von Kaminholz, das mühelos das Toben eines Wintersturms übertönt, der schließlich, verborgen von einer unbeugsamen Hauswand, entmutigt von dannen zieht. Oder anders gesagt: Glück, Sicherheit, Liebe, ein Heim, ein Leben voller Möglichkeiten und mit der Zeit wohl auch einen Funken Ekstase. Was sie stattdessen wollte, war das, was damals wie heute alle wollen, die sonst nichts wollen: einen Bodybuilder in einem BMW mit Ray-Ban-Sonnenbrille und einem Aktienportfolio mit so dicken Eiern, dass es nicht auf die Rückbank passt, und dann durch Miami brettern. Beziehungsweise die 19.-Jahrhundert-Version dieser Idiotie. Doch das ist nicht einmal das halbe Problem. Schlimmer ist: Dies alles sollte einfach so da sein.
"Leben, Arbeiten und Lieben sind fast eins", von Peter Lau
Die Trennung von Wert und Arbeit vollzog sich endgültig im Industriezeitalter. Bis dahin hatte es kaum etwas ohne Anstrengung gegeben, kein Heim und kein Essen, nicht den Schutz des Lehnsherren und auch nicht die Hilfe Gottes. Erst mit der Massenproduktion begann eine neue Leichtigkeit des Seins, die allerdings sehr schnell in eine erschlagende Schwere umschlug. Eines der ersten Opfer dieser Gravitation der Seele war Madame Bovary.
Als Ehefrau eines Landarztes, der sie wirklich liebte, hätte die Heldin aus Gustave Flauberts gleichnamigem Roman alles haben können: zarte Liebkosungen sensibler Arzthände, halb betäubte Stunden zwischen Wildblumen auf sonnenüberfluteten Sommerwiesen, das sanfte Knistern von Kaminholz, das mühelos das Toben eines Wintersturms übertönt, der schließlich, verborgen von einer unbeugsamen Hauswand, entmutigt von dannen zieht. Oder anders gesagt: Glück, Sicherheit, Liebe, ein Heim, ein Leben voller Möglichkeiten und mit der Zeit wohl auch einen Funken Ekstase. Was sie stattdessen wollte, war das, was damals wie heute alle wollen, die sonst nichts wollen: einen Bodybuilder in einem BMW mit Ray-Ban-Sonnenbrille und einem Aktienportfolio mit so dicken Eiern, dass es nicht auf die Rückbank passt, und dann durch Miami brettern. Beziehungsweise die 19.-Jahrhundert-Version dieser Idiotie. Doch das ist nicht einmal das halbe Problem. Schlimmer ist: Dies alles sollte einfach so da sein.
EmmaBblog - 5. Jan, 14:42